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LIED OHNE WORTE/ TEXT OHNE HANDLUNG

Lied ohne Worte/Text ohne Handlung

Rechercheförderung des Fonds Darstellende Künste

Am 16. Mai 2022, einem Montag, erlitt ich einen schweren Schlaganfall. Ich lag im Koma auf der Intensivstation der Charité. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es einen Überlebenswillen gibt, dass die Menschen zäh sein können und sich nicht so leicht dem Tod hingeben.
Während ich im Koma lag, muss irgendein Impuls in meinem Körper meinem geschwollenen Gehirn nahegelegt haben, dass es gefälligst abschwellen soll. Das hat geklappt und ich habe überlebt.

Nun bin ich auf der Suche. Ich erfinde mich neu aus den Fragmenten und Träumen und Trümmern meines alten Ichs. Mein altes Ich gibt es nicht mehr, und ein neues Ich taucht auf, droht, hinter dem Horizont wieder zu verschwinden, ist greifbar nahe in der Nacht, bleibt bei mir, schmiegt sich an mich wie der alte, tote Vater in Becketts Hörspiel Embers /Schattenglut. Verschwindet flüchtig wie eine betrogene Hoffnung, wie eine verheissungsvolle Zukunft.